Risikogruppe Jugend? Für eine starke Jugendpolitik inZeiten der Krise!

Risikogruppe Jugend? Für eine starke Jugendpolitik inZeiten der Krise!

BDKJ-Landesausschuss I/2021, 5.-6.2.2021


Textauszug

In ganz Bayern und überall, wo junge Menschen in der Katholischen Jugendarbeit aktiv sind, zeigt sich: Junge Menschen lernen solidarisches Handeln und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Jugendarbeit ist Lernort für Demokratie – junge Menschen gestalten demokratische Entscheidungsprozesse, erleben Selbstwirksamkeit und gestalten ihre Umwelt.

Die Qualität und Bedeutung von Jugendarbeit werden besonders in Zeiten der Krise, wie wir sie derzeit durch die COVID19-Pandemie erleben, sichtbar und bedeutsam. Vom Einkaufsservice für Senior*innen über digitale spirituelle Angebote bis hin zu Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche während der Schulferien sowie digitale Verbandsarbeit reichen die positiven Beispiele.

Gleichzeitig ist diese Krisenzeit eine Zeit, in der junge Menschen mit ihren Bedürfnissen in der öffentlichen Wahrnehmung nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Die Studie JuCo zu Erfahrungen und Perspektiven junger Menschen während der Corona-Maßnahmen stellt fest: „So sind Jugendliche aus dem öffentlichen Leben nahezu verschwunden und in der medialen Berichterstattung tauchen sie selten, und wenn dann als vermeintliche Regelbrecher*innen auf oder aber es wird indirekt über sie gesprochen, wann immer der Begriff „Homeschooling“ fällt. Bislang hat also kaum jemand explizit nach ihren Erfahrungen in dieser für alle Menschen be­sonderen Phase gefragt und sich für sie in dieser Lebensphase Jugend interessiert.“[1]

Dabei müssen junge Menschen gerade aktuell unter besonders schwierigen Voraussetzungen ihre Entwicklungsaufgaben bewältigen[2], die über die bloße beruflich-fachliche Qualifizierung weit hinausgehen und vor allem auch soziale Handlungsfähigkeit, Übernahme von Verantwortung für sich selbst und das Finden der Balance zwischen Freiheit und sozialer Zugehörigkeit umfasst. In diesen Prozessen brauchen junge Menschen – besonders, jedoch nicht ausschließlich – in den für sie biographisch bedeutsamen Übergangsphasen Ansprechpersonen, Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten, die es auch in Zeiten der Corona-Krise bereitzustellen gilt. Vor diesem Hintergrund ergeben sich vielfältige Handlungsfelder für Politik, Kirche und die Träger*innen von Jugendarbeit und von anderen Feldern der Jugendhilfe, um junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Teilhabe zu ermöglichen.


[1] Andresen, Sabine et al., Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen. Erste Ergebnisse der bundesweiten Studie JuCo, Hildesheim 2020. Passend dazu die Corona-Jugendstudie der TUI-Stiftung von Oktober 2020: „Junge Menschen sind offenbar in dieser Ausnahmesituation solidarischer als die öffentliche Debatte das derzeit widerspiegelt. Die Bilder von den Corona-Partys finden keine Entsprechung in den Zahlen. Wir sollten den Beitrag der jungen Menschen zur Bekämpfung der Pandemie anerkennen und wertschätzen. Es stellt sich die Frage, ob sich Erwachsene nicht mit den Jungen in der Generationenfrage ihrer Zeit – dem Schutz von Klima und Umwelt – stärker solidarisieren sollten, um Brücken zu bauen.“ (Elke Hlawatschekhttps://www.tui-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/10/2020_YouGov_TUI-Stiftung_Junges-Deutschland-in-Zeiten-von-Corona.pdf

[2] Vgl. 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, BMFSFJ 2017.