Unsere Zukunft beginnt jetzt – Generationengerechtigkeit

Unsere Zukunft beginnt jetzt – Generationengerechtigkeit

BDKJ-Landesausschuss I 2017


Textauszug

Unter Generationengerechtigkeit versteht auch der BDKJ Bayern die gerechte Verteilung von Lebenschancen, materiellen Ressourcen und Lebensqualität unter den Generationen. Es geht um die Gerechtigkeit zwischen heutigen und künftigen Generationen, die Gerechtigkeit zwischen Jung und Alt und um die Gerechtigkeit innerhalb einer Generation, zum Beispiel im Verhältnis zwischen Eltern und Kinderlosen. Fragen der Generationengerechtigkeit sind damit also ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeitsdebatte. Das betrifft sowohl den Ressourcen- und Rohstoffverbrauch, den Klimawandel als auch die soziale Absicherung.

Wir beobachten jedoch ein mangelndes gesellschaftliches und politisches Bewusstsein für die jetzigen und künftigen Belange von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Es liegt ein strukturelles Grundproblem unserer Demokratie vor – die Bevorzugung der Gegenwart bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Zukunft.[1] Dies ist angesichts der alternden Gesellschaft besonders schwerwiegend: bereits im Jahr 2035 wird nach heutigem Rechtsstand die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland im Rentenalter sein und rund 60 % der Wahlberechtigten ausmachen (ifo-Institut). Diese demografische Veränderung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben und das politische Agendasetting. Eine alternde Gesellschaft läuft Gefahr, die Bedürfnisse der jungen Generationen zugunsten der eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. In politischen Prozessen droht dabei das Ziel kurzfristiger Wahlerfolge über eine nachhaltige Politikstrategie gestellt zu werden. Die sozialpolitische Sicherung einer generationengerechten Gesellschaft ist zentral. Gelebte Solidarität innerhalb einer Generation und zwischen den Generationen ist das Fundament für eine gerechte Gesellschaft: „Ohne eine Solidarität zwischen den Generationen kann von nachhaltiger Entwicklung keine Rede mehr sein.“[2] Die Freiheit jeder Generation wird dabei begrenzt durch die Verantwortung und Solidarität gegenüber anderen und im Besonderen gegenüber künftigen Generationen. Hierzu ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, die der jungen und künftigen Generation einen deutlich höheren Stellenwert in politischen Prozessen beimisst und Möglichkeiten zur Partizipation einräumt. [3]

Trotz der diesbezüglich deutlich formulierten Forderungen der UN-Kinderrechtskonvention ist der Einfluss von Kindern und Jugendlichen auf politische Entscheidungen nach wie vor stark begrenzt. Bei der Shell-Jugendstudie[4] gaben 69 Prozent der befragten 15- bis 25-Jährigen an, sie hätten das Gefühl, „Politiker kümmern sich nicht darum, was Leute wie ich denken”. Immer noch dominiert die Generation der Alten Gremien und Leitungsämter. Häufig geraten die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen dabei aus dem Blickfeld.

Wir wünschen uns stattdessen einen Generationenvertrag, der die Aufgaben- und Lastenverteilung zwischen Alt und Jung neu regelt. Er darf dabei die Wünsche und Anliegen der Generationen nicht gegeneinander ausspielen, sondern muss vielmehr für ein entschlossenes Miteinander und das Bewusstsein um gegenseitige Verantwortung sorgen. Benötigt wird eine Reform der sozialen Sicherungssysteme, die ein gutes Auskommen und eine gute Versorgung für die Älteren leisten, ohne die jungen Menschen zu überfordern.[5]


[1] Deutscher Bundestag-Drucksache 16/3399 S.2; Demografie und Demokratie – Zur Politisierung des Wohlfahrtsstaates, S. 27; Kahl, Staatsziel Nachhaltigkeit, S.2;

[2] Enzyklika Laudato si

[3] Vgl. „Mehr Partizipation und politische Bildung in Bayern!“ – BDKJ Landesversammlung 2012

[4] Shell Jugendstudie 2015 „Eine pragmatische Generation im Aufbruch“

[5] „Gerechte Generationenpolitik – zukunftsfähig und solidarisch“ – BDKJ Hauptversammlung 2013