Prekäre Arbeitsverhältnisse

Prekäre Arbeitsverhältnisse

BDKJ-Landesversammlung 2015


Wir nehmen wahr, dass junge Menschen

  • im Anschluss an eine befristete Beschäftigung[1] zu oft befristet weiter beschäftigt werden: Das hindert sie daran, ihr Leben langfristig zu gestalten. Eine eigene Familienplanung, ehrenamtliches Engagement und eine sichere Lebensplanung sollten jedem jungen Menschen möglich sein. Dies ist mit befristeten Arbeitsverhältnissen häufig nicht gegeben, besonders wenn die Arbeitsverträge nur ein Jahr, wenige Monate oder noch kürzere Zeiträume bis hin zu Tagen umfassen.
  • zu oft in Leih- und Zeitarbeitsverhältnissen[2] arbeiten müssen. Damit haben sie meist deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen als die jeweilige Stammbelegschaft: Sie haben weniger Rechtsschutz, weniger Mitbestimmung, weniger Urlaub, geringeres Urlaubs- und Weihnachtsgeld, verdienen meist erheblich weniger und müssen die Stelle wieder verlassen. Sie wollen nicht schlechter als die Stammbelegschaft behandelt werden. Sie wollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit, soziale Sicherheit und eine berufliche Perspektive. Wir sind überzeugt: Diese Grundbedingungen stehen jeder Arbeitnehmerin und jedem Arbeitnehmer zu.
  • zu oft auf Basis eines Werkvertrags arbeiten und dabei Stammbelegschaften ersetzen.[3] Sie tragen selbst das unternehmerische Risiko für ihre Arbeit. Nicht selten werden ihnen dennoch Arbeitsanweisungen erteilt oder Arbeitszeiten vorgeschrieben. Diese „Scheinselbstständigkeit“ stellt eine Unterwanderung der Sozialversicherungssysteme dar. Auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tragen Verantwortung für ihre Mitarbeitenden und für die Gesellschaft und müssen diese auch wahrnehmen.

Wir nehmen einen wachsenden Druck und eine Unsicherheit wahr, welche viele junge Menschen prägen.

Wir treten entschieden für eine Arbeitswelt ein, in der jeder junge Mensch sein Leben langfristig gestalten kann und dabei arbeitsrechtlich geschützt ist.

Wir sind außerdem überzeugt, dass unsere Gesellschaft von gerechten und sicheren Arbeitsbedingungen profitiert. Junge Menschen sind nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unsere Gegenwart. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen es ermöglichen, dass junge Menschen frei von Angst ihre Entscheidungen treffen, Lebenswege gehen, eine Familie gründen und sich in der Gestaltung unserer Gesellschaft und engagieren können.

Der Vorstand des BDKJ Bayern wird beauftragt bei seinen Gesprächen mit PolitikerInnen die  Problematik der prekären Beschäftigung, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, zu thematisieren. Insbesondere erwarten wir von den politisch Verantwortlichen, dass der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel vorangeht und prekäre Arbeitsstellen in „gute Arbeit“ umwandelt.

Die Diözesan- und Mitgliedsverbände des BDKJ Bayern sollen nach eigenen Ressourcen, dem Antrag entsprechend, in Politik und Gesellschaft agieren.


[1] Florian Haggenmiller. 2014, DGB Bundesvorstand, Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten, S.11

[2] Holst u.a. 2009; Siebenhüter 2011; IG Metall 2012

[3] http://www.gleichearbeit-gleichesgeld.de/initiative/aktuelle-meldungen/2011/huber-werkvertraege-sind-neue-krankheit-des-arbeitsmarkts/Zugriff: 07.10.2014.