Kirche wohin? Eine Standortbestimmung des BDKJ Bayern 2023

Kirche wohin? Eine Standortbestimmung des BDKJ Bayern 2023

BDKJ-Landesausschuss positioniert sich zu aktuellen kirchenpolitischen Entwicklungen


München, 04.02.2023 – Angesichts der bevorstehenden fünften und letzten Vollversammlung des Synodalen Wegs vom 09. bis 11. März fordert der BDKJ Bayern erneut umfassende Reformen der katholischen Kirche in Deutschland. Der Landesausschuss des BDKJ Bayern, das zweithöchste, beschlussfassende Gremium der katholischen Jugendverbandsarbeit in Bayern, tagte am Freitag und Samstag in München. Dabei beschlossen die Delegierten eine klare Standortbestimmung des BDKJ Bayern in der derzeitigen Kirchenpolitik. Der BDKJ Bayern sieht die Kirche in einer tiefen Krise und zugleich in der Pflicht, sich mit den Ursachen auseinanderzusetzen und Konsequenzen zu ziehen. Bisher konnte die Reflexion und Veränderungsbereitschaft nicht flächendeckend erkannt und umgesetzt werden.

Dies betrifft vor allem den Umgang mit den Ergebnissen der Missbrauchsstudien und dem daraus resultierenden Synodalen Weg.

Der BDKJ Bayern begründet seine Positionierung anhand der vier Themenschwerpunkte des Synodalen Wegs und stellt klare Forderungen:

Macht und Gewaltenteilung

Im Diskurs zum Synodalen Weg wird festgestellt, dass zur Überwindung der Krise die Strukturen, in denen in der Kirche Macht ausgeübt wird, ständig im Prüfstand und in der Weiterentwicklung stehen müssen. Synodalität soll gelebt und die Stimme der Betroffenen gehört werden. Daher fordert der BDKJ Bayern unter anderem die Beteiligung und Mitsprache (junger) Menschen auf allen Ebenen. Es sollen alte Machtstrukturen überwunden und aufgegriffen werden, um demokratische Strukturen zu wagen. Synodalität soll auf allen Ebenen der Kirche als gelebte Haltung und Praxis etabliert werden.

Gegenwärtige priesterliche Existenz

Demokratie und Machtteilung sind von großer Bedeutung, um Strukturen offener, transparenter und partizipativer zu gestalten.

Auch müssen priesterliche Lebensformen neu angedacht werden. Deshalb muss der Personaleinsatz in der Kirche professionalisiert werden. Es braucht gezielte präventive Maßnahmen sowie eine Verschärfung im Umgang mit Täter*innen. Der BDKJ Bayern fordert die Abschaffung des Pflichtzölibats sowie eine reflektierte Auseinandersetzung der Priester mit der eigenen Sexualität während der Ausbildung und im Beruf.

Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche

Macht- und Geschlechterkonstellationen begünstigen Missbrauch und führen zu einer strukturellen Diskriminierung von Menschen, die nicht zu einem Weiheamt berufen sind. Der Synodale Weg sieht diesbezüglich Geschlechtergerechtigkeit als Grundlage aller Handlungsweisen in der katholischen Kirche. Unter anderem fordert der BDKJ Bayern, allen Berufenen Zugang zu Weihämtern in der katholischen Kirche zu ermöglichen sowie alle Gläubigen an der Auswahl der Bischöfe zu beteiligen.

Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft

Besonders bei den Themen Liebe, Sexualität und Geschlechtlichkeit herrscht in der katholischen Sexuallehre ein starres Verständnis. Auch das tradierte Familienbild der Kirche entspricht nicht mehr der erlebten Realität. Gerade junge Menschen finden sich mit ihren Bedürfnissen und eigenen Vorstellungen von Liebe und Sexualität dort nicht wieder.

Der Synodale Weg sieht Sexualität als individuelles, eigenverantwortliches Handeln, das in vielfältiger Form ausgelebt werden kann. Forderungen des BDKJ Bayerns sind eine intensive Auseinandersetzung mit diversen Lebensformen in der Ausbildung von pastoralem Personal sowie eine Stellungnahme der deutschen Bischöfe zu einer gleichberechtigten Sexualität.

„Die katholische Kirche braucht Veränderung. Wir als BDKJ Bayern sind bereit, im Dialog Kirchenpolitik nachhaltig anzugehen und einen Beitrag für eine zukunftsfähige Kirche zu leisten. Der Synodale Weg dient hierbei als notwendiges Zeichen der Zeit.“, appelliert die geistliche Verbandleiterin des BDKJ Bayern Maria-Theresia Kölbl.


Redaktion: André Golling 

V.i.S.d.P.: Florian Hörlein

Der BDKJ Bayern ist Dachverband katholischer Jugendverbandsarbeit in Bayern. Erreicht wur-den mit den offenen und gruppenbezogenen Angeboten sowie mit Veranstaltungen 624.532 Teilnehmer*innen. Alle Zahlen der Leistungsstatistik: http://www.bdkjbayern.de/landesstelle/leistungsstatistik/